Kontinuitäten, Umbrüche und Zäsuren. Die Konstruktion von Epochen in Mittelalter und früher Neuzeit in interdisziplinärer Sichtung

Kontinuitäten, Umbrüche und Zäsuren. Die Konstruktion von Epochen in Mittelalter und früher Neuzeit in interdisziplinärer Sichtung

Veranstalter
Institut für Realienkunde des Mittelalters und der frühen Neuzeit, Krems an der Donau, Universität Salzburg; Interdisziplinäres Zentrum für Mittelalterstudien, Universität Salzburg
Veranstaltungsort
Ort
Krems an der Donau
Land
Austria
Vom - Bis
14.05.2014 - 17.05.2014
Deadline
30.09.2013
Website
Von
Institut für Realienkunde des Mittelalters und der frühen Neuzeit, Krems an der Donau

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Kontinuitäten, Umbrüche und Zäsuren
Die Konstruktion von Epochen in Mittelalter und früher Neuzeit in interdisziplinärer Sichtung

Internationaler Kongress des Instituts für Realienkunde
gemeinsam mit dem Interdisziplinären Zentrum für Mittelalterstudien, Universität Salzburg

Zielsetzung der Tagung

Im Sinne des „Fundamenta“-Schwerpunkts des Interdisziplinären Zentrums für Mittelalterstudien an der Universität Salzburg setzt sich die Tagung das Ziel, nach der Konstruktion herkömmlicher Modelle zur Epochenbildung im Mittelalter zu fragen und alternative Perspektiven auf die „Zeitlichkeit“ kultureller Phänomene für den interdisziplinären Diskurs zu erschließen.

Die „Ordnung der Dinge“ geschieht in der Regel nach gesellschaftlichen Übereinkünften, die aus kulturwissenschaftlicher Sicht Einblicke in Weltanschauungen und soziale Verfasstheiten ermöglichen. Unter Berücksichtigung konstruktivistischer Ansätze ist es längst selbstverständlich, die daraus entwickelten wissenschaftlichen Systematiken und Narrative selbst auf ihre ideologischen Grundlagen, perspektivischen Verengungen und blinden Flecken zu hinterfragen. In diesem Zusammenhang ist auch die Strukturierung von Vergangenheit durch Epochensetzungen ein Phänomen, das auf zwei Ebenen betrachtet werden kann: Da Erinnerung zur Konstitution von sozialem oder kulturellem Gedächtnis in Narrative übergeführt wird, besitzen zum einen historische Modelle zur Epochenbildung, wie beispielsweise die Idee der „Vier Weltzeitalter“ in all ihren Zuschreibungen, Quellencharakter für kulturhistorische Analysen. Auf der anderen Seite sind auch gängige Epochendefinitionen in der Wissenschaftslandschaft auf ihre Tauglichkeit hin zu überprüfen und ist deren Wirkmächtigkeit genauer in den Blick zu nehmen. Als Teil einer Ideengeschichte können sie für heutige Fragestellungen fruchtbar gemacht werden. In diesem Zusammenhang sind neben der klassischen Dreiteilung des Mittelalters auch eine in den letzten Jahren diskutierte Zweiteilung („Mittelalter I und II“) zu erwähnen sowie die Frage der Abgrenzung zwischen Mittelalter und Neuzeit und Versuche, die „Frühe Neuzeit“ als Subepoche zu definieren bzw. sie mit dem Spätmittelalter als „Zeitalter des Übergangs/Age of Transition“ zusammen zu führen.

Ziel der Tagung ist es, sowohl „klassische Modelle“ einer Epochenbildung zu hinterfragen als auch die vielsträngigen kulturellen Prozesse zu analysieren, welche mit Phasen der Beharrung (im Sinne von bewusstem oder unbewusstem Tradieren von „Althergekommenem“) oder mit Innovationsphasen, Umbrüchen und Zäsuren in Beziehung stehen. Mit den Mitteln des diachronen, raum- und/oder quellenübergreifenden Vergleichs soll diese Tagung einen Beitrag dazu leisten, potentielle – überregionale und verschiedene Lebensbereiche umfassende – Gleichläufigkeiten von Wandlungs- und Beharrungsphasen zu identifizieren sowie mögliche Gründe und Ursachen dafür zu diskutieren. Im Sinne eines interdisziplinären Reflexionsprozesses geht es dabei auch darum, Kriterien für die „Geschwindigkeitsmessung“ von kulturellem Wandel offen zu legen bzw. kritisch zu hinterfragen.

Mögliche Themenbereiche der Tagung

Aus den oben genannten Zielsetzungen können für die Tagung drei Themenbereiche abgeleitet werden.

1. Zeitgenössische Zeitmodelle: Von den „Weltzeitaltern“ zur Erfindung des „Mittelalters“.

Folgende Fragen stehen hier im Vordergrund:
- Wie wurden zeitgenössische Periodisierungen begründet und wie stehen diese in Relation zu heutigen Epochenkonstruktionen?
- Inwieweit gab es von Zeitgenossen eine Wahrnehmung von „Kontinuität“ und „Wandel“ und wie wurden diese bewertet bzw. interpretiert?

2. Gängige Epochenmodelle und ihr ideengeschichtlicher Kontext

3. Disziplinäre bzw. quellengeleitete Modelle und Beobachtungen zu kulturellen Kontinuitäten und Wandlungen.

Diese Themenbereiche sollen nur als Denkanstöße dienen. Es sind auch Themen willkommen, die über die angeführten Aspekte hinausgehen bzw. neue Perspektiven auf die zentralen Fragestellungen eröffnen, wobei wir auf eine möglichst breite disziplinäre Streuung hoffen.

Die Vortragszeit ist auf maximal 30 Minuten beschränkt. Für Vortragende ist ein Zuschuss zu den Reise- und Aufenthaltskosten möglich.

Themenvorschläge sind zusammen mit einem Abstract (maximal 1 Seite; Sprachen: deutsch, englisch, französisch) bis spätestens 30. September 2013 erbeten an:

Institut für Realienkunde des Mittelalters und der frühen Neuzeit
Interdisziplinäres Zentrum für Mittelalterstudien
Universität Salzburg
Körnermarkt 13
A-3500 Krems

Oder per email: thomas.kuehtreiber@sbg.ac.at

Wir bitten Sie, diesen Call auch anderen Interessierten durch Aushang oder Verteilung zugänglich zu machen. Herzlichen Dank im Voraus!

Thomas Kühtreiber i.A.

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Continuity, Change, and Caesura
The construction of epochs in the Middle Ages and Early Modern Times from an interdisciplinary perspective

International Congress of the Institute for Medieval and Early Modern Material Culture in cooperation with the Interdisciplinary Centre for Medieval Studies, University of Salzburg

Aims and description

The congress takes up the 'Fundamenta'-research focus of the Interdisciplinary Centre for Medieval Studies at the University of Salzburg by questioning the construction of traditional epoch models in the Middle Ages and by bringing alternative perspectives on the 'temporality' of cultural phenomena into the interdisciplinary discourse.

The 'order of things' is usually constituted by social conventions, which facilitate insights into the underlying world views and social conditions of an era. However, in the wake of constructivist approaches it has long been a matter of course to question the ideological bases, perspectival distortions and blind spots of the scientific systems and narratives derived from these insights. Therefore, even the definition of epochs – that is, the structuring of the past – appears as a phenomenon that can be observed on two different levels: Since (collective) memory is transformed into narratives in order to create social or cultural 'memoria', historical models for the construction of epochs - like for example the idea of the Four Ages – are themselves serving as sources for the analysis of cultural history. Beyond that, however, the established definitions of epochs and their efficacy in the scientific community are part of a history of ideas and can be interpreted as such. At the same time they must be (re-)assessed in terms of their suitability. Beside the classic trisection of the Middle Ages a bisection (Middle Ages I and II) has been discussed in recent years; moreover, the question of how to separate the Middle Ages from the Early Modern Period brought forth attempts to define the latter as 'sub-epoch' of the former, or to merge it with the Late Middle Ages into an 'Age of Transition.'

Thus on the one hand the congress aims to subject the classic models for defining epochs to a critical review; on the other hand it proposes to analyze the multifaceted cultural processes underlying phases of persistence (in the sense of consciously or unconsciously passing on traditions) as opposed to phases of innovation, changes and caesurae. By means of a diachronic comparison of different regions and/or sources the congress should contribute to find out if such phases of persistence or change did occur on a supra-regional scale comprising different areas of life. While discussing possible reasons and causes for that it will also be necessary to identify criteria for the 'speed measurement' of cultural change and to review them critically.

Possible topics

Based on the aims of the congress described above, three main topic areas can be identified.

1. Contemporary models of time: From the 'World Ages' to the invention of the 'Middle Ages'.

The following questions are central:
- How were historical models of periodization motivated, and how do they relate to present-day constructions of epochs?
- In how far did contemporaries consciously perceive 'continuity' and 'change', and how did they rate and interpret these phenomena?

2. Established epoch models and their context in the history of ideas.

3. Disciplinary and source-oriented models of and observations on cultural continuities and changes.

These topic areas shall only serve as an impulse. We also welcome topics which go beyond the aspects mentioned or which add new perspectives.

Papers must not exceed 30 minutes. Travel grants for speakers are available.

Proposals should be sent by 30 September 2013 together with an abstract (maximum 1 page; languages: German, English, French) to:

Institut für Realienkunde des Mittelalters und der frühen Neuzeit
Interdisziplinäres Zentrum für Mittelalter-Studien
Universität Salzburg
Körnermarkt 13
A-3500 Krems

Or via email: thomas.kuehtreiber@sbg.ac.at

We kindly ask you to forward this call to others who might be interested. Thank you!

Thomas Kühtreiber i.A.

Programm

Kontakt

Thomas Kühtreiber

Institut für Realienkunde des Mittelalters und der frühen Neuzeit, Krems
Interdisziplinäres Zentrum für Mittelalterstudien
Universität Salzburg

thomas.kuehtreiber@sbg.ac.at